Aktuelle Studie belegt: mehr Frauen von Spielsucht betroffen als Männer

Aktuelle Studie belegt: mehr Frauen von Spielsucht betroffen als Männer

Spielhallen, Pokertische und Sportwetten galten bislang als Männer-Domäne, woran sich nur wenige Frauen beteiligten. In den vergangenen Jahren ist es jedoch zu einem großen Wechsel gekommen, nicht nur beim Publikum, sondern auch in Bezug auf Problemspieler.

Mit der Verbreitung von Online Casinos, dem riesigen und verbessertem Angebot an Online Spielen und der besseren Regulierung und Lizenzierung von Anbietern zieht es mehr Kunden von der herkömmlichen Spielhalle um die Ecke ins anonyme Internet. Dort lässt sich unbeobachtet und ungestört spielen sowie Geld verlieren und gewinnen. Die enorme Auswahl an verfügbaren Spielautomaten mögen einer der Faktoren sein, warum nun erstmals mehr Frauen zu Problemspielern werden.

Problemspieler sind nicht gleich spielsüchtig

Generell wird beim Glücksspiel zwischen Problemspielern und problematischen Spielern, die als spielsüchtig gelten, unterschieden. Der Anteil von Männern und Frauen, die Problemspieler sind, ist in etwa ausgewogen. Bei der zweiten und schwerwiegenderen Kategorie betrifft es mit zwei Drittel in Schweden aber nun mehr Frauen.

Als Problemspieler gilt bereits jeder, dessen Spielgewohnheit Familien- und Privatleben sowie Freizeitbeschäftigungen gefährdet, stört oder schädigt.

Studien hatten bisher belegt, dass Männer ein siebeneinhalb Mal so großes Risiko haben, ein Problemspieler zu werden, wie Frauen. Eine aktuelle Untersuchung der Gesundheitsbehörden aus Schweden, bei der 5000 Menschen befragt wurden, zeigt nun, dass dort 64 % der Problemspieler Frauen sind, bei denen sogar ein erhöhtes Risiko der Spielsucht besteht. Vor vier Jahren lag dieser Anteil noch bei lediglich 18 %.

Insgesamt sind etwa 45.000 Menschen in dem Land davon betroffen. Die Gesundheitsbehörde gibt an, dass sich die Gesamtzahl der Problemspieler zwar verringert habe, aber der Anteil jener Spieler mit Gefährdung zur Spielsucht stieg, besonders unter den Frauen.

Die Gründe dafür sind unterschiedlich, lassen sich aber vor allem auf die Entwicklung und das rasante Wachstum von Online Casinos zurückführen.

Nicht nur die Verfügbarkeit zahlloser Online Casinos trägt zum Anstieg der Zahl der Problemspieler bei, auch die neuartigen Formen von Spielen, die nicht direkt mit Glücksspiel in Verbindung gebracht werden, haben starken Einfluss. Computerspiele und Apps für Smartphones und Tablets sind ein Einstieg für Viele, um echtes Geld zu riskieren und dadurch in die Abhängigkeit zu rutschen.

Ähnliche Entwicklungen in anderen Ländern

In Großbritannien sind nach einer Studie von 2018 weiterhin mehr Männer suchtgefährdet. Der Grund für die ursprüngliche Dominanz von Männern in derartigen Statistiken ist auf die Persönlichkeitsmerkmale der Geschlechter zurückzuführen. Während Frauen ein höheres Sicherheitsbedürfnis haben, gehen Männern gern ein höheres Risiko ein und geraten damit schneller in die Spielsucht.

In den USA nähern sich die beiden Geschlechter in Bezug auf Spielsucht an, in der Altersklasse von 45 bis 64 sind mittlerweile ebenfalls mehr Frauen als Männer als Problemspieler einzuordnen.

In Deutschland sind 0,55 % der Gesamtbevölkerung, also etwa 325.000 Menschen, Problemspieler. Das ist ein geringerer Anteil verglichen mit den 1,5 %, wie es bei der schwedischen Bevölkerung der Fall ist.

Frauen einsichtiger als Männer

Das Hauptanliegen der Studie aus Schweden war jedoch nicht nur den Anteil der Frauen an Problemspielern zu ermitteln, sondern eine größere Gruppe, die sich mit einer Kombination aus mittelmäßigem Risiko und Spielproblemen zusammensetzt.

Das mehr Frauen als Männer in Schweden suchtgefährdet sind, war eine Überraschung. Erst zu Beginn des Jahres traten neue Gesetze für die Lizenzierung von Glücksspiel und Lotterien in Kraft. Jetzt wird darüber diskutiert, wie solche Angebote beworben werden dürfen, denn die teils aggressive Werbung bietet einen verlockenden Zugang in die Welt der Online Casinos und Wettanbieter.

Ein weiteres Ergebnis brachte die Untersuchung: Frauen scheinen eher bereit zu sein, Hilfe zu suchen, als Männer mit Spielproblemen. Dadurch nehmen hauptsächlich Frauen Beratungs- und Therapieangebote in Anspruch und melden sich bei Hilfsorganisationen, um die Suchtgefahr zu bekämpfen. Das ist in gleicher Hinsicht natürlich auch ein Indiz, das eventuell die Dunkelziffer der männlichen Problemspieler viel höher ist.

Die Glücksspiel-Industrie bietet als Lösung die Selbstregulierung an. Für die Regierung in Schweden ist das aber noch lange nicht genug. Es sollen weitere Schritte unternommen werden, um einerseits die Werbung einzudämmen und die Betroffen besser schützen zu können. Die Debatte, um die Zukunft von Online Casinos ist noch nicht beendet.

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