Glücksspiel in Deutschland immer beliebter aber rechtlich unklar

Glücksspiel in Deutschland immer beliebter aber rechtlich unklar

In einer kürzlich veröffentlichten Studie des Marktforschungsunternehmens research tools aus Esslingen wurden die Trends der Glücksspielbranche in Deutschland analysiert und ausgewertet. Laut der Studie haben sich die Ausgaben für Werbung für Glücksspiele in den vergangenen fünf Jahren verdreifacht. Allerdings ist dabei besonders interessant, dass Angebote von Online Casinos und Sportwettenanbieter eigentlich verboten sind.

Die Gesetzeslage ist aber alles andere als wirklich eindeutig und sorgt seit einigen Jahren unter Verbrauchern für Verwirrung. Im Jahr 2012 wurde der Glücksspielstaatsvertrag zwischen den Bundesländern abgeschlossen. Damit wurden private Glücksspielanbieter verboten, da das Staatliche Monopol auf die Lotterie verteidigt werden sollte. Bei diesem Staatsvertrag machte Schleswig-Holstein beispielsweise von Anfang an nicht mit und entschloss sich, eigene Lizenzen für Betreiber in diesem Bundesland auszustellen, was den Betrieb mancher Casinos und Wettanbieter im Internet erlaubte.

Immer mehr Werbung für Glücksspiele

Vor diesem Hintergrund ist es dennoch erstaunlich, dass für das Jahr 2018/2019 Werbeausgaben der Branche insgesamt bei über 401 Millionen Euro lagen. Das sind allein 14 % mehr als im Vorjahr und dreimal so viel wie noch vor 5 Jahren.

Die Studie von research tools zeigt, dass Online Casinos die größten Geldgeber für Werbemaßnahmen rund um Glücksspiele sind. Allein im vergangenen Jahr stiegen die Ausgaben für das Marketing über 70 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt gibt es 64 Werbetreibende, also Unternehmen die Anzeigen für ihre Angebote schalten. Die fünf größten Marken sind allein für mehr als die Hälfte aller Werbemaßnahmen verantwortlich, genauer genommen bwin, DrückGlück, PokerStars, Tipico und Unibet.

Werbung für Sportwetten mache gerade mal 20 % der gesamten Ausgaben aus. Diese Zahl überrascht, da die größten Wettanbieter in den letzten Jahren zu prominenten Sponsoren für die größten Fußballvereine in Deutschland und Europa geworden sind. Das kostet einerseits ungeheuer viel Geld, und verdeutlicht andererseits, wie viel Online Casinos im Vergleich dazu investieren.

Gemäß der Studie stiegen auch im Bereich der legalen Lotterien in den letzten fünf Jahren die Werbeausgaben deutlich an. Der Anteil des Marketings für Lotto lag bei 10 %, bzw. 5 % bei Klassenlotterien. Der Aufwärtstrend ist aber eindeutig. Besonders hervor stach die Lotterie BildungsChancen. Diese wurde zur Förderung von Bildung organisiert und investierte im Zeitraum von August 2018 bis August 2019 mehrere Millionen Euro in Werbung.

In globaler Hinsicht hat die Werbung im Internet inzwischen die 50 %-Marke überschritten. Das bedeutet, dass mittlerweile die Hälfte aller Anzeigen online geschaltet werden und nicht mehr in traditionellen Medien wie Zeitschriften, Anzeigetafeln oder im Fernsehen.

Werbung für illegale Angebote?

Die Regeln rundum Glücksspiel in Deutschland sind verwirrend und stoßen auch des Öfteren bei der EU-Kommission auf heftige Kritik. Offiziell seien Glücksspiele im Internet, darunter Online Casinos und Wettanbieter, verboten. Allerdings gibt es keine Behörde, die aktiv gegen die zahlreichen Angebote vorgehen würde, schließlich legt der Glücksspielstaatsvertrag auch fest, dass es Ländersache ist. Somit ist niemand so richtig zuständig. Außerdem sammelt der Staat dank des Glücksspiels auch hohe Millionenbeträge an Steuern, die von den meisten Unternehmen sogar freiwillig gezahlt werden. Viele der Glücksspiel-Betreiber sitzen in Ländern wie Malta oder Gibraltar und wären nicht verpflichtet, in Deutschland Steuern abzuführen. Die Medien wiederum erhalten hohe Werbe-Erlöse von den Betreibern für das Schalten der Werbung.

Für den Verbraucher ist kaum nachvollziehbar, wie Online Glücksspiel verboten sein kann, wenn es so sehr beworben wird. Dabei setzen die Casinos und Wettanbieter auch immer mehr auf prominente Gesichter, was dem Ganzen mehr Seriosität verleiht. Neben Oliver Kahn werben auch Franziska van Almsick oder Diego Maradona für Glücksspiele. Die meisten der Anzeigen werden im Fernsehen gezeigt, gefolgt von Printmedien oder Online Werbung. Im Internet setzen Online Casinos besonders auf Affiliate Marketing.

Im März 2019 wurden verschiedene Fernseh- und Radiosender offiziell verwarnt und aufgefordert, die Werbung einzustellen. Bis 2021 soll ein neuer Glücksspielstaatsvertrag zwischen den Bundesländern stehen, der dann hoffentlich die Unklarheiten rund um die Legalität von Online Glücksspiel und die dazu gehörenden Werbemaßnahmen beseitigt. Wünschenswert wäre in jedem Fall eine sachgemäße Regulierung, die dem Verbraucher Gewissheit gibt, keine illegalen Angebote annehmen zu müssen. Bis dahin werden die Ausgaben der Betreiber sicher weiter steigen, um mehr Spieler zum Spielen anzuwerben.

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